Workshop „Arbeiten mit dem Papierfaserstoff des Maulbeerbaumes (Kozo)“
Neue künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten kennenzulernen und unter Anleitung mit neuen Techniken und Materialien zu experimentieren- das reizt Künstler wie Schüler gleichermaßen.
Am 7.10 2017 fand deshalb ein erster gemeinsamer Workshop der Kunstzeche Penzberg und der Fachschaft Kunst am Gymnasium Penzberg statt.
Die drei Künstlerinnen (Susanne Hanus, Christa Kratzer und Gabriele Lampadius) , die drei Oberstufenschülerinnen (Lea Rothhausen, Alexandra Zyzik und Katharina Schönberner) und die Kunstlehrerin (Melanie Hofmeister) kamen im Werkraum des Gymnasiums zusammen um sich auf den Papierfaserstoff des Maulbeerbaumes (Kozo) einzulassen.
Die renommierte Künstlerin und ehemalige Professorin Frau Dorothea Reese-Heim (seit 2005 Ehrenmitglied der Kunstzeche Penzberg) leitete den vierstündigen Workshop.
Nach einer kurzen Vorstellung der Entwicklung ihres eigenen, faszinierenden künstlerischen Werkes folgte ein vergleichender Überblick über die geschichtliche Entwicklung des Papiers im westlichen und östlichen Kulturkreis.
Ziehen, Legen, Walzen, Hämmern, Schnüren, Schöpfen, Durchlöchern: Mit all diesen angesprochenen Möglichkeiten sollte nun selbst experimentiert werden.
Dafür bekamen die Teilnehmerinnen ca. 3 Stunden Zeit, in denen sie diverse Papiere und Papierobjekte anfertigten.
Die Schülerin Katharina Schönberner (Q12) berichtet:
Zur Vorbereitung wurde der Papierfaserstoff Kozo von Frau Reese-Heim einige Stunden in Pottasche gekocht, um ihn anschließend verarbeiten zu können. Dadurch änderte sich die Konsistenz des spröden, bastartigen Faserstoffes. Die nun weichen und glitschigen langen Stränge konnten so nach Belieben verarbeitet werden. Die unterschiedlichen Verarbeitungsmöglichkeiten wurden uns zunächst demonstriert. In kleinere Stränge zerteilt und als eine Art Gitterstruktur angeordnet, ließen sich flächige Muster legen die sich durch kleine Hammerschläge miteinander verbunden haben. Zog man den Strang aber einfach in die Breite, kamen die verschiedenen Fasern des Stoffes zum Vorschein und es entstand eine interessante organische Textur.
Wir versuchten außerdem dickeres Papier zu erhalten. Dazu musste man mehrere Stränge aufeinanderlegen und mit einem Hammer ca. 10 Minuten klopfen, bis sich die Fasern ineinander gelegt hatten. Mit diesen dicken Platten erzeugten wir dann dreidimensionale Objekte. Dazu platzierten wir sie unter anderem z.B. auf Pappröhren und umwickelten diese mit Seilen. Wenn der Faserstoff auf diese Weise trocknete, behielt er die Form auch nach dem Ablösen vom Gegenstand . Da die Abdrücke des Seils auf dem Papier nach dem Trocknen sichtbar bleiben, reizte es uns diverse Knoten und Wicklungen anzuwenden. Auch Papierschöpfen war mit diesem Faserstoff möglich. Dafür klopften wir das Kozo ca. 20 Minuten mit einer Art Fleischklopfer bis die Fasern zerkleinert waren und ein weicher Faserbrei (Pulpe) entstanden war. Diesen wässerten wir in einer großen mit Wasser gefüllten Wanne. Um das Papier schöpfen zu können, wurde ein Sieb benötigt. Dieses zogen wir gleichmäßig durch die Wanne und so lagerten sich die Fasern wie eine Art Vlies darauf ab. Damit sich das Papier vom Sieb lösen konnte, legten und drückten wir das Sieb nun vorsichtig und umgedreht auf ein angefeuchtetes Tuch (Gautschen). Daraufhin musste das Papier noch in eine Presse gelegt und schließlich zum Trocknen aufgehängt werden. Zwischendurch stärkten wir uns mit Kaffee, kalten Getränken und Kuchen. Wir nützen die Pause für einen Austausch über unsere Ergebnisse und sahen in einem Film weitere Beispiele von manueller und maschineller Papierverarbeitung. Am Ende legten wir unsere Arbeiten auf alle Tische zum Trocknen aus, betrachteten sie noch einmal genau und gingen mit der Spannung nach Hause, wie sie sich durch das Trocknen wohl verändern würden…
Alle Teilnehmer hatten sehr viel Spaß sich künstlerisch auszuleben und mit einem Stoff zu arbeiten, der ihnen zuvor noch unbekannt war.
Die von Frau Geiger, der 2. Vorsitzenden der Kunstzeche Penzberg, und dem Schulleiter Herrn Kerscher entwickelte Idee, neue Möglichkeiten einzurichten, bei denen Künstler und Schüler der Stadt Penzberg in Kontakt kommen können, um miteinander Neues zu lernen, wurde von der Fachschaft Kunst begeistert aufgenommen. In guter Zusammenarbeit wurden passende Rahmenbedingungen geschaffen und alle nötigen Vorbereitungen für diesen Workshop getroffen. Weiter Workshops mit anderen inhaltlichen Ausrichtungen sollen folgen.
Mein herzlicher Dank gilt allen Beteiligten und ganz besonders Frau Prof. Reese-Heim für ihre bemerkenswerte Bereitschaft ihr Werk, ihr Wissen und ihr Können unentgeltlich und so mitreißend weiterzugeben.
Es war ein großartiges Erlebnis!
StRin Melanie Hofmeister