„Wie hält man eigentlich dieses Glas?“ Es kommt nicht oft vor, dass man als Siebtklässlerin vormittags Saft aus Weingläsern serviert bekommt. Nun stehen wir auf dem blank polierten Parkett des Empfangsraums der Hanns-Seidel-Stiftung und warten auf den Beginn der Preisverleihung. Wir haben uns mit der letzten Ausgabe unserer Schülerzeitung ANSICHTSSACHE einfach auf gut Glück beim Schülerzeitungswettbewerb DIE RAUTE beworben und zu Beginn des Schuljahres die Nachricht erhalten, dass wir gewonnen haben. Noch sind wir die Einzigen. Im dicht bestuhlten Saal nebenan swingt sich eine Schüler-Big-Band ein. Wir stöbern also in den ausliegenden Schülerzeitungen der anderen 16 Gewinner. „Wofür bitte haben wir einen Preis bekommen?“, entfährt es einem unserer Jung-Redakteure beim Blick auf die bis zu 100 Seiten starken Ausgaben mit professionellem Layout, „da können wir doch gar nicht mithalten …“ In diesem Moment schlendert eine Gruppe von Oberstufenschülern in eleganter schwarzer Kleidung durch die Eingangshalle. „Ich hätte vielleicht doch meinen Rock anziehen sollen, wie meine Mama gesagt hat.“ Zug um Zug füllt sich der Raum mit immer mehr Schülern. „Die sind ja alle viel älter als wir.“

Dann werden wir in den Saal gebeten. Markus Ferber, EU-Parlamentsabgeordneter und Vorsitzender der Hanns-Seidel-Stiftung, lobt zu Beginn das Engagement aller anwesenden Jung-Redakteure und verweist darauf, dass eine lebendige Demokratie nur mit unabhängigem Journalismus funktioniert. Auch unter uns Jung-Journalisten gilt der Ehrencodex, sauber zu recherchieren und wahrheitsgetreu zu berichten, was zum Beispiel auf TikTok nicht der Fall ist. Nacheinander werden dann alle anwesenden Schüler auf die Bühne gebeten. Es ist eine bunte Mischung aus allen Schularten, manche Redaktionen sind nur mit wenigen Schülern angereist, eine Gruppe von der Mittelschule Geretsried stürmt mit über 20 Schülern die Bühne. Als wir dran sind, behält Theo als Einziger die Nerven und nimmt von der Landtagsabgeordneten Dr. Ute Eiling-Hütig den Preis entgegen. Von 56 eingesendeten Schülerzeitungen im Bereich der Gymnasien wurden wir für unsere Reportage zur Cannabis-Legalsierung mit dem Preis für den „besten journalistischen Einzelbeitrag“ ausgezeichnet. Darauf können wir dann durchaus stolz sein, wenn man bedenkt, dass die anderen ausgezeichneten Schülerzeitungen größtenteils aus Oberstufenschülern bestanden, teilweise bis zu 30 Mitglieder haben oder bereits die 52. Ausgabe veröffentlicht haben.

Nach einem schwungvoll vorgetragenen „Take Five“ der Big Band erkämpfen wir uns einen der begehrten Plätze an den Stehtischen und lassen uns Lasagne mit Nachtisch schmecken, auch wenn ein paar von uns Mühe haben, an die Tischplatte heranzukommen. Dabei beobachten wir, dass auch andere Schüler in unsere letzte Ausgabe, die am Nebentisch ausliegt, hineinspitzen. „Wow, die Frau da drüben hat sich gerade eine Ausgabe von unserer Schülerzeitung mitgenommen!“ Wir sind am Ende eine der letzten Schülergruppen, da unsere Jüngsten sich von dem netten Kellner immer wieder eine letzte Coca Cola ausgeben lassen. „So viel bekomme ich sonst nie, das muss man ausnutzen!“ Die Heimreise mit der Deutschen Bahn wäre eine Geschichte für sich, trotzdem hat die Veranstaltung Lust auf mehr gemacht. „Wer eine Raute gewinnt, muss nächstes Jahr natürlich wieder eine Ausgabe einreichen“, hat uns Herr Ferber ja noch augenzwinkernd in seinem Schlusswort mitgegeben. Es macht wirklich Spaß, bei unserer Redaktion mitzuarbeiten und es lohnt sich, unsere nächste Ausgabe auch zu lesen!

Stefan Dettl